Die Ruta de los Conventos ist eine Rundstrecke südlich von Mérida durch Orte mit frühkolonialen Franziskanerkirchen und –klöstern aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Typische Orte der Route sind u. a. Acanceh, Tecoh, Telchaquillo (bei Mayapán), Tekit, Mama, Chumayel, Teabo, Maní, Ticul sowie Muna und Umán.

Historischer Rahmen (warum es diese Route gibt)
- Nach der endgültigen Eroberung (1540er) etablierten Franziskaner ab 1544/45 ihre Missionen (zunächst Campeche, dann Yucatán). In kurzer Zeit entstanden Atriumkirchen, Konvente und „capillas abiertas“ (Offene Kapellen) für Gottesdienste im Freien.
- Schlüsselereignis: Auto de fe von Maní (1562) – unter Fray Diego de Landa wurden rituale Maya-Objekte und mehrere Codices verbrannt; das prägt Manís Erinnerungsort bis heute.
Architektur
- Mendikantenstil Yucatáns: großer ummauerter Atriumhof, schlichte Fassaden mit Espadañas (Glockengiebeln), meist einschiffige Kirchen; häufig integrierte capilla abierta. In Maní und Teabo sind außergewöhnliche Retabel (Altaraufbauten) mit „Karyatiden“ dokumentiert – wichtige Fallbeispiele der yucatekischen Kunst.
Kirchen und Klöster auf der Route
- Acanceh. Plaza de las Tres Culturas; Kirche Natividad + Maya-Pyramide; nahe „Templo de los Estucos“.
- Tecoh. Kirche/Ex-Konvent La Asunción auf prä-hispanischer Plattform; reiches Interieur.
- Telchaquillo. Schlichte Kapelle; Cenote direkt am Platz; wenige km südlich: Mayapán, letzte große Maya-Hauptstadt.
- Tekit. Pfarrkirche San Antonio de Padua; Ort gilt als „Hauptstadt der Guayabera“ (Sommer-Messe/Expo).
- Mama. Kirche/Ex-Konvent Nuestra Señora de la Asunción (Teile 17. Jh.); frühe Kapelle offen; Vikariatstitel 1617 belegt.
- Chumayel. Templo de la Purísima Concepción; berühmt durch den Chilam Balam de Chumayel (Maya-Handschrift, 17. bis 18. Jh.).
- Teabo. Ex-Konvent San Pedro y San Pablo; Capilla de Indios mit Datierung 1617; Innen Freskenreste; wichtiges Retabel.
- Maní – Pueblo Mágico. Ex-Konvent San Miguel Arcángel (Baubeginn 1549), großes Atrium + offene Kapelle; Museum/Führungen; Nähe zu Meliponarios (stachellose Bienen).
- Ticul / Muna / Umán (optional, Rückweg). Ticul: Kirche San Antonio de Padua; guter Stützpunkt für Ruta Puuc (Uxmal). Muna: Asunción (spätes 17. Jh.), markante Espadañas. Umán: imposante, teils „unvollendet“ wirkende Fassade.
Reiseroute – Ruta de los Conventos
- Empfohlene Schleife ab Mérida (Auto): Mérida → Hwy 184 via Acanceh–Tecoh–Telchaquillo (Mayapán optional) → Tekit–Mama–Chumayel–Teabo → westwärts nach Maní & Ticul → Rückweg über Hwy 261 (via Muna/Umán) nach Mérida. Ganztagestour, als 2-Tages-Variante gut mit Ruta Puuc kombinierbar.
- Distanzen (Praxiswerte): Mérida–Maní ~95 km (~1 h 25); Maní–Ticul ~15 km; Maní–Oxkutzcab ~11 km.
- Öffnungszeiten: Kirchen/Konvente haben keine strikt verlässlichen Zeiten (oft vormittags oder abends geöffnet). Innenräume können geschlossen sein – Außenarchitektur/Atrium lohnen dennoch.
Reiseinformationen
- Politik & Eliten: Teabo und Maní lagen in der historischen Provinz Maní des Maya-Adels Xiu; franziskanische Konvente entstanden hier ab der 2. Hälfte des 16. Jh. systematisch.
- Kunst in Maní/Teabo: dokumentierte Retabelgruppen (La Soledad / San Antonio in Maní; Santa Teresita in Teabo) zeigen regionale Renaissance-/Barockentwicklung mit Karyatidenmotiven.
- Manís Zäsur 1562: Ort der Codex-Verbrennungen (auto de fe); De Landa verfasste danach die „Relación de las cosas de Yucatán“ – ambivalente Schlüsselfigur der Region.
Praktische Tipps
- Tempo & Reihenfolge: Lieber wenige Kerntempel gründlich besichtigen (z. B. Teabo + Maní + 1 bis 2 weitere) als alle Punkte abzuhetzen. Mayapán braucht viel mehr Zeit.
- Kombinationen: Von Ticul bietet sich Uxmal/„Ruta Puuc“ am Folgetag an.
- Lokales: In Tekit lohnt der Kauf/Einblick in Guayabera-Manufakturen (Sommer-Expo). In Maní kulinarische Stopps (z. B. Poc-Chuc-Restaurants) und Besuche von Meliponarios.