Geschichte von Mexiko
Mexikos Geschichte – Von den präkolumbischen Hochkulturen bis zur modernen Republik
Die Geschichte Mexikos ist ein Kaleidoskop aus Hochkulturen, Kolonisierung, Revolutionen und neuzeitlichen Reformen. Die vielfältigen präkolumbischen Gesellschaften, die spanische Kolonialzeit, die Unabhängigkeits- und Bürgerkriege sowie die nachfolgende Modernisierung unter oft autoritärer Führung bilden ein komplexes Erbe.
Frühe Geschichte Mexikos
Präkolumbische Hochkulturen

Olmeken als frühe Wegbereiter, später kulturelle Zentren der Maya, Teotihuacán und der Mexica („Azteken“).
Spanische Eroberung (ab 1519)
Militärische Erfolge dank indigener Bündnispartner, Fall Tenochtitlán 1521 als Meilenstein; jedoch Widerstand in einzelnen Regionen über Jahrzehnte.
Kolonialzeit (ca. 1521 – 1821)
Vizekönigreich Neuspanien, Auf- und Ausbau eines ausbeuterischen Wirtschaftssystems (Encomienda u. a.); schrittweise Etablierung des Christentums in ganz Neuspanien.
Unabhängigkeitskrieg (1810 – 1821)
Startschuss durch Hidalgo (1810), Fortführung durch Morelos (bis 1815), Gründung des unabhängigen Kaiserreichs 1821, Übergang zur Republik 1824.
Frühe Republik und Instabilität (1824 – 1855)
Wechselhafte Regierungen, Territorialverluste (z. B. Texas 1836), Fremdinvasionen (Frankreich, USA).
Mexikos Geschichte bis heute
Reformen und Konflikte (1857 – 1861)
Präsident Benito Juárez forciert liberale Reformen, konservativer Widerstand führt zu Bürgerkriegen.
Französische Intervention (1862 – 1867)
Kaiserreich unter Maximilian von Habsburg, beendet durch liberale Siege Juárez.
Porfiriato (1876 – 1911)
Rasante Modernisierung (Eisenbahn, Industrialisierung), jedoch autokratisches Regime und soziale Ungerechtigkeit.
Mexikanische Revolution (1910 – 1920)
Aufstände gegen Díaz; Madero, Villa und Zapata prägen den Konflikt. Die Verfassung von 1917 legt Basis für Landreformen und Arbeitsrechte.
Politische Konsolidierung und Moderne (ab 1920)
PRI-Hegemonie, wirtschaftliche Liberalisierung (NAFTA), Demokratisierungsschub ab 2000, gleichzeitige Herausforderungen durch Korruption und soziale Ungleichheit.
Ursprung und Bedeutung der präkolumbischen Kulturen
In Mesoamerika entwickelte sich lange vor Ankunft der Spanier eine hochkomplexe Kulturlandschaft. Die Olmeken (etwa ab 1200 bis 400 v. Chr.) werden oftmals als „Mutterkultur“ bezeichnet, da sie grundlegende kulturelle Elemente wie Monumentalbau, religiöse Symbolik und Kunst prägten, die später von anderen Zivilisationen aufgegriffen wurden. Die Maya errichteten weitreichende Stadtstaaten, die für ihre fortgeschrittene Schrift, Astronomie und Mathematik bekannt sind. Im Hochland Zentralmexikos florierte Teotihuacán, bevor die Mexica als dominierende Kraft der sogenannten „Azteken“-Dreierallianz ab dem 14. Jahrhundert mit Tenochtitlán eine mächtige Metropole errichteten.
Spanische Eroberung und Kolonialverwaltung
Der Eroberungszug unter Hernán Cortés startete 1519. Zentral für den raschen Erfolg war die enge Zusammenarbeit mit indigenen Völkern, die sich von der aztekischen Hegemonie absetzen wollten. Der Fall Tenochtitlán 1521 gilt als Wendepunkt, doch insbesondere die Maya-Gebiete leisteten vereinzelt noch jahrzehntelang Widerstand. Im neu errichteten Vizekönigreich Neuspanien dominierten zunächst das Encomienda-System und später andere Formen kolonialer Ausbeutung. Die christliche Missionierung vollzog sich in mehreren Wellen, wobei Ordensgemeinschaften wie die Franziskaner und Dominikaner eine zentrale Rolle spielten. Das Kasta-System – trotz seiner formalen Struktur – wies je nach Region erhebliche Durchlässigkeiten auf, prägte jedoch gesellschaftliche Hierarchien über Jahrhunderte.
Der Weg zur Unabhängigkeit
Die 300 Jahre währende Kolonialzeit endete mit den Ereignissen des frühen 19. Jahrhunderts. Die Schwächung Spaniens unter Napoleon und die Ideen der Aufklärung befeuerten in Neuspanien den Wunsch nach Selbstbestimmung. Der Aufruf „Grito de Dolores“ (1810) durch Pfarrer Miguel Hidalgo wird als Anfang des Unabhängigkeitskrieges gesehen. Obwohl sowohl Hidalgo als auch sein Nachfolger José María Morelos (hingerichtet 1815) scheiterten, führte der anhaltende Widerstand schließlich 1821 zum Sturz der spanischen Kolonialherrschaft. Kurz darauf proklamierte sich das neue Kaiserreich unter Agustín de Iturbide, das allerdings nur kurze Zeit bestand. Ab 1824 konstituierte sich die erste mexikanische Republik, allerdings von politischer Instabilität geprägt.
Republik, Reformen und Kaiserreiche
Mexiko erlitt nach 1824 eine Phase starker Turbulenzen: mehrfache Putsche, regionale Revolten und Auslandskonflikte (u. a. gegen die USA, Verlust Texas 1836). Der Reformkrieg (1857–1861) entstand aus den liberalen Reformen von Präsident Benito Juárez, die Kirchenbesitz säkularisieren und föderale Strukturen ausbauen sollten. Konservative Eliten widersetzten sich vehement und riefen schließlich die Unterstützung Frankreichs herbei. Die Französische Intervention mündete im zweiten mexikanischen Kaiserreich unter Maximilian von Habsburg (1864–1867), endete jedoch durch die letztlich erfolgreichen republikanischen Truppen Juárez’.
Porfiriato – Modernisierung und Unterdrückung
Mit der Machtergreifung Porfirio Díaz (1876) begann eine Phase wirtschaftlicher und infrastruktureller Modernisierung. Eisenbahn- und Telegrafennetzwerke entstanden, ausländisches Kapital strömte ins Land, vor allem in den Bergbau. Gleichzeitig etablierte Díaz eine quasi-diktatorische Herrschaft, in der politische Gegner unterdrückt und weite Teile der ländlichen Bevölkerung enteignet wurden. Der wachsende Unmut bildete den Nährboden für den revolutionären Umbruch zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Mexikanische Revolution und Verfassungsgrundlagen
Die Mexikanische Revolution brach 1910 mit dem Widerstand gegen Díaz’ anhaltende Wiederwahlpolitik aus. Francisco I. Madero wurde zu einem zentralen Anführer des demokratischen Protestes, unterstützt von charismatischen Figuren wie Pancho Villa und Emiliano Zapata. Die Revolution führte zu einem vielschichtigen Bürgerkrieg, der 1917 in der neuen mexikanischen Verfassung gipfelte. Diese legte das Fundament für Landreformen, Arbeitsrechte und eine teils strikte Trennung von Kirche und Staat. Doch blieb die Umsetzung dieser Prinzipien lange Zeit konfliktreich.
Politische Konsolidierung und die Gegenwart
Ab den 1920er Jahren dominierte schließlich die Partei, die später als Institutional Revolutionary Party (PRI) bekannt wurde, für rund sieben Jahrzehnte die politische Landschaft. Diese Einparteienherrschaft sicherte relative Stabilität, jedoch auf Kosten politischer Vielfalt und oft unter Einschränkung demokratischer Freiheiten. Erst 2000 endete die PRI-Hegemonie; neue Regierungen führten modernisierende Reformen ein und öffneten das Land wirtschaftlich weiter (z. B. durch NAFTA, abgeschlossen 1994). Dennoch bestehen Herausforderungen wie Korruption, Ungleichheit, Drogenhandel und regionale Gewalt fort. Gleichzeitig zeigen jüngste Wahlen und politische Bewegungen, dass sich Mexiko in einem stetigen Prozess der Demokratisierung und gesellschaftlichen Transformation befindet.
Wer die mexikanische Vergangenheit verstehen will, sollte vor allem die Rolle indigener Völker, die Bedeutung externer Einflüsse und das Ringen um Souveränität und soziale Gerechtigkeit in den Blick nehmen. Gerade diese Spannungsfelder machen Mexikos Geschichte zu einem faszinierenden Studienobjekt